Der Tengu: Der Dämon mit der langen Nase

  • Veröffentlicht am : 10/02/2024
  • Von : S.R. / I.D.O.

Der Tengu, ein Symbolwesen der japanischen Folklore, fasziniert seit Jahrhunderten durch sein auffälliges Aussehen und seine komplexe Rolle in der japanischen Mythologie. Der Yokai mit dem roten Gesicht und der langen Nase, der halb Mensch, halb Vogel ist, verkörpert Bedrohung und Schutz zugleich und schwankt zwischen bösartigem Dämon und Schutzgottheit. Von den heiligen Bergen bis zu den buddhistischen Tempeln hat der Tengu die japanische Vorstellungswelt geprägt und sich im Laufe der Zeit zu einer unumgänglichen Figur der Populärkultur entwickelt. Tauchen wir ein in die geheimnisvolle Welt dieses langnasigen Dämons, dessen Geschichte die Veränderungen der japanischen Gesellschaft selbst widerspiegelt.

Der Tengu wird oft in der Kleidung eines Yamabushi, der asketischen Krieger aus den Bergen, dargestellt. Er trägt meist eine Priesterrobe, einen markanten Hut und hält einen Fächer aus Federn (ha-uchiwa), der seine Macht über den Wind symbolisiert. Seine Flügel, ein Überbleibsel seiner Herkunft aus der Vogelwelt, ermöglichen es ihm, zu fliegen und Orte zu erreichen, die für Menschen unzugänglich sind.

Die Physiognomie des Tengu spiegelt seine komplexe Natur wider: furchteinflößend und majestätisch zugleich. Sein Gesichtsausdruck, der oft grimmig oder zornig ist, spiegelt seinen Ruf als stolzer und rachsüchtiger Mensch wider. Der japanische Ausdruck "tengu ni naru" (zum Tengu werden) bezeichnet übrigens eine Person, die arrogant geworden ist, und unterstreicht diese emblematische Eigenschaft des Charakters.

Tengu-Masken

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Des ermites yamabushi

Yamabushi Eremiten

Patrick Vierthaler

Mönch im Kampf mit einem Tengu

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In der japanischen Mythologie werden hauptsächlich zwei Arten von Tengu unterschieden: die Daitengu und die Kotengu. Die Daitengu, oder "großen Tengu", sind die mächtigsten und weisesten. Sie haben ein eher menschliches Aussehen mit der berühmten langen roten Nase. Zu den berühmtesten Daitengu gehört Sōjōbō vom Berg Kurama, der dafür bekannt ist, dass er den legendären Samurai Minamoto no Yoshitsune in den Kampfkünsten unterrichtete.

Die Kotengu oder "kleinen Tengu" sind weniger mächtig und eher mit ihrer ursprünglichen Vogelform verwandt. Sie werden oft als karasu-tengu (Krähen-Tengus) bezeichnet und haben ein weniger anthropomorphes und wilderes Aussehen. Diese Kotengu werden im Allgemeinen als Diener oder Untergebene der Daitengu angesehen.

Es gibt auch andere regionale Variationen von Tengu, wie z. B. Guhin oder Kawatengu, die jeweils ihre eigenen Merkmale und damit verbundenen Legenden haben. Diese Vielfalt zeugt vom Reichtum der Tengu-Folklore in ganz Japan, da jede Region ihre eigenen Traditionen und Glaubensvorstellungen rund um diese faszinierenden Kreaturen entwickelt hat.

Tengu trägt den Hut der Yamabushis

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Tengu - Artisanat "Etchu-washi"

Tengu - Kunsthandwerk "Etchu-washi"

Espace Densan

Tengu dans un festival

Tengu auf einem Festival

I.D.O.

Tengu sind für ihre zahlreichen übernatürlichen Kräfte bekannt. Sie zeichnen sich durch die Kontrolle der Elemente aus, insbesondere des Windes, den sie mithilfe ihres magischen Fächers manipulieren. Ihre Flugfähigkeit und ihre übermenschliche Geschwindigkeit machen sie zu gefährlichen Gegnern.

Eine der berühmtesten Eigenschaften der Tengu ist ihre Meisterschaft in den Kampfkünsten. Die japanischen Kampfkünste werden oft mit diesen Kreaturen in Verbindung gebracht, die ihre Techniken angeblich an große Krieger wie Minamoto no Yoshitsune weitergegeben haben sollen. Dieser Ruf hat dazu beigetragen, dass der Tengu zu einer respektierten Figur in der japanischen Kampftradition geworden ist.

Tengu sind auch für ihre Fähigkeit bekannt, sich zu verwandeln und Illusionen zu erzeugen. Sie können von Menschen Besitz ergreifen, sie entführen oder sie in den Bergen in die Irre führen. Diese Kräfte spiegeln ihre ambivalente Natur wider: Mal sind sie bösartig, mal beschützend und verkörpern die geheimnisvollen Kräfte der Natur.

Im Laufe der Zeit hat sich die Rolle der Tengu gewandelt. Zunächst wurden sie als Feinde des Buddhismus betrachtet, doch nach und nach wurden sie zu Wächtern der Berge und Wälder. Einige werden sogar als Schutzgottheiten verehrt, die den Menschen, die sie respektieren, Gunst gewähren können.

Minamoto no Yoshitsune und sein Waffengefährte Benkei

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Der Tengu nimmt in der modernen japanischen Populärkultur einen wichtigen Platz ein. Man findet ihn in zahlreichen Mangas, Animes und Videospielen, wo er oft als mächtige und geheimnisvolle Figur dargestellt wird. In dem Manga "Demon Slayer" trägt beispielsweise die Figur des Urokodaki Sakonji eine Tengimaske, was das Fortbestehen dieser Figur in der zeitgenössischen Vorstellungswelt verdeutlicht.

Auf traditionellen Festivals werden die Tengu weiterhin gefeiert. Das Shimokita Tengu Matsuri Festival in Tokio, das jedes Jahr im Februar im Stadtteil Shimokitazawa stattfindet, ist ein lebendiges Beispiel dafür, wie diese mythischen Kreaturen weiterhin in der Volkskultur verankert sind. Bei diesem Festival zieht eine Parade mit Tengu durch die Straßen und verteilt glücksbringende Bohnen.

Das Bild des Tengu wird auch in Marketing und Design verwendet und erscheint auf Masken, Dekorationsgegenständen und sogar auf Lebensmittelverpackungen. Diese Allgegenwart zeugt von der anhaltenden Faszination, die der Tengu auf die moderne japanische Gesellschaft ausübt, indem er seinen mythologischen Ursprung überwindet und zu einem eigenständigen kulturellen Symbol wird.

Mikoshi (tragbarer Altar) eines Tengu

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