Yamabushi-Bergpriester: Japans asketische Naturverehrer
Eine Versammlung von Yamabushi auf dem Berg Daisen. Das Ziegenleder hisshiki deutlich sichtbar
Yamabushi sind japanische asketische Berg-Eremiten, die shugendō praktizieren, eine synkretistische Religion, die Elemente des tantrischen Buddhismus, des Shinto und des Taoismus vereint. Ihre Ursprünge gehen auf einsame Einsiedler und Heilige des 8. bis 9. Yamabushi bedeutet wörtlich "einer, der in den Bergen liegt" und bezieht sich auf ihre asketischen Praktiken in den heiligen Gebirgszügen Japans.
Die spirituellen Praktiken und der Glaube der Yamabushi
Im Mittelpunkt des Glaubens der Yamabushi steht die Verehrung der Natur und der heiligen Berge, in denen die Götter wohnen sollen. Sie üben körperliche Entbehrungen und meditieren in der Natur, um spirituelle Einsichten und Kräfte zu erlangen. Die Praktiken der Yamabushi sind von der Kami-Verehrung, dem esoterischen Buddhismus, dem Taoismus und dem Bergschamanismus beeinflusst.
Die in der shugendō-Sekte organisierten Yamabushi haben ihre wichtigsten Ausbildungszentren in Kumano, Kyushu, und anderen heiligen Bergen. Dort unterziehen sie sich strengen asketischen Exerzitien, insbesondere den strengen winterlichen Bergklausuren, denen besondere spirituelle Kräfte nachgesagt werden. Yamabushi erhalten auch einzigartige esoterische Einweihungen, die shōkanjō genannt werden und auf Zeremonien des Vajrayana-Buddhismus basieren.
der 1729 Meter hohe Berg Daisen in Tottori ist der höchste Berg in Chugoku und seit der Antike ein wichtiges Zentrum für Yamabushi und Shugendo.
Die traditionelle Kleidung und Accessoires der Yamabushi
Yamabushi tragen unverwechselbare weiße Gewänder, die Reinheit symbolisieren, ein zentrales Konzept im Shinto. Zu ihrem ikonischen Outfit gehören außerdem:
- Tokin-Kopfbedeckung
- Hisshiki-Tierfell, das auf dem unteren Rücken getragen wird
- Horagai Muscheltrompete, die bei Ritualen und zur Signalgebung verwendet wird
- Shakujō-Metallstab
- Oi-Rucksack für Pilgerreisen
Ein Yamabushi spielt eine Horagai, eine Muscheltrompete, als Teil eines Goma-Rituals
Die Rolle der yamabushi in der japanischen Gesellschaft und Kultur
Historisch gesehen spielten die yamabushi eine wichtige Rolle im religiösen und kulturellen Leben Japans. Sie führten Rituale, Gebete und Feuerzeremonien für die Öffentlichkeit durch und leisteten spirituelle Dienste an Schreinen und Tempeln, die keine ständigen Priester hatten. Yamabushi dienten auch als Pilgerführer, insbesondere auf den Wegen zu den heiligen Kumano-Bergen.
Zusammen mit den Miko-Schreinmädchen führten die Yamabushi Praktiken wie Exorzismen, Heilungen und schamanische Trancezustände durch, um der Bevölkerung zu dienen. Viele Shinto-Rituale wurden von Yamabushi in Abwesenheit von Shinto-Priestern durchgeführt, was ihre wichtige Rolle in der religiösen Landschaft Japans unterstreicht.
Yamabushi bei der Durchführung einer Goma, einer Feuerreinigungszeremonie.
Die Unterdrückung und moderne Wiederbelebung des shugendō
In der Edo-Periode des späten 19. Jahrhunderts erlebte Shugendō einen schweren Rückschlag. Die Meiji-Regierung verbot ihn 1872 offiziell als "primitiven Aberglauben", der mit den Modernisierungsbestrebungen und dem staatlichen Shinto unvereinbar sei. Dies führte zur Zerstörung vieler shugendō-Stätten und Artefakte.
In der Nachkriegszeit kam es jedoch dank der neuen japanischen Verfassung, die Religionsfreiheit garantierte, zu einer Wiederbelebung des shugendō. Das moderne Yamabushi-Training wurde an den zeitgenössischen Lebensstil angepasst, wobei die Kernlehren erhalten blieben. Yamabushi-Erfahrungen werden jetzt sogar in- und ausländischen Besuchern angeboten, die eine Verbindung zu Japans alter asketischer Tradition suchen.
Die Yamabushi-Spiritualität als Besucher erleben
An verschiedenen Orten haben Besucher die Möglichkeit, den Yamabushi-Pfad kennen zu lernen, z. B:
- Geführte Pilgerreisen auf heilige Berge wie den Mt. Haguro zur spirituellen Wiedergeburt
- Meditation in der Natur, um das Bewusstsein zu schärfen und sich mit den Kami und Buddhas zu verbinden
- Teilnahme an Ritualen wie Feuerzeremonien und Sutrenrezitationen
- Unterbringung in Shukubo-Pilgerhütten, um die asketische Shojin-Ryori-Küche zu erleben
- Essen mit sensorischem Entzug und Bergwanderungen, um Achtsamkeit und Staunen zu kultivieren
Nach einem Goma-Ritual leiten Yamabushi die Teilnehmer zu einem Feuerlauf an
Diese eindringlichen Erfahrungen bieten einen einzigartigen Einblick in die Weltanschauung und die Praktiken der Yamabushi und ermöglichen es, vorübergehend in die alte Tradition der japanischen Bergasketen einzutauchen. Für diejenigen, die tiefer in die japanische Spiritualität eintauchen und sich mit der Kraft der Natur verbinden möchten, ist eine Yamabushi-Erfahrung eine unvergessliche Gelegenheit. Um mehr zu erfahren, empfehle ich einige Bücher über Japan, die sich mit Bergaskese und shugendō befassen.