Senbazuru: Die japanische Kunst, 1.000 Origami-Kraniche zu falten
Senbazuru, was auf Japanisch "1.000 Kraniche" bedeutet, ist eine langjährige Tradition des Faltens von eintausend Origami-Papierkranichen. In der japanischen Kultur symbolisiert der Kranich Langlebigkeit, Glück und Glückseligkeit. Das Falten von tausend Kranichen wird oft als Gebet für die Genesung einer kranken Person oder als Wunsch für persönliches Glück und viel Erfolg unternommen. Die bekannteste Geschichte, die mit Senbazuru in Verbindung gebracht wird, ist die von Sadako Sasaki, einem jungen Mädchen, das infolge der Strahlenbelastung durch den Atombombenabwurf auf Hiroshima an Leukämie erkrankte.
Die Symbolik und kulturelle Bedeutung von Kranichen in Japan
In Japan werden Kraniche seit langem als mystische und glücksverheißende Geschöpfe verehrt. Man glaubt, dass sie tausend Jahre alt werden können, was sie zu einem Symbol für Langlebigkeit und Glück macht. In der Kunst und der Folklore werden Kraniche oft zusammen mit Kiefern dargestellt, einem weiteren Symbol für ein langes Leben. Das anmutige Aussehen des Kranichs und seine lebenslange Bindung an ein Paar machen ihn auch zu einem Symbol für Loyalität, Treue und eheliche Harmonie. Kraniche schmücken häufig Hochzeitskimonos und andere zeremonielle Kleidungsstücke und Gegenstände. Abgesehen von Hochzeiten ist das Kranichmotiv in vielen Bereichen der japanischen Kultur zu finden, von Sake-Etiketten über Familienwappen bis hin zu traditionellen Gemälden.
In freier Wildbahn ist der Rotscheitelkranich die in Japan am häufigsten vorkommende Art, vor allem in den Sümpfen von Hokkaido. Obwohl sein Verbreitungsgebiet durch den Verlust seines Lebensraums geschrumpft ist, ist der Kranich nach wie vor ein starkes Symbol mit hohem Wiedererkennungswert im ganzen Land. Die eleganten Kraniche in ihrem natürlichen Lebensraum bei ihren Paartänzen zu beobachten, ist ein unvergessliches Naturerlebnis, das von vielen Menschen gesucht wird.
Die Ursprünge und die Geschichte der Senbazuru-Tradition
Der Brauch, tausend Kraniche zu falten, soll seinen Ursprung in der Edo-Zeit (1603-1868) haben. Die erste bekannte schriftliche Anleitung für das Falten von tausend Origami-Kranichen erschien 1797 in einem Buch mit dem Titel Hiden Senbazuru Orikata(Das Geheimnis des Faltens von tausend Kranichen). Es wird jedoch angenommen, dass das Falten von tausend Kranichen zu diesem Zeitpunkt bereits ein fester Brauch war.
Ursprünglich war das Falten von tausend Kranichen ein Versuch, um sich selbst oder einem geliebten Menschen ein langes Leben zu wünschen. Im Laufe der Zeit wurde der Brauch mit dem Wunsch nach Genesung von Krankheit oder Verletzung, nach Glück in der Ehe, nach Erfolg im Beruf oder nach Weltfrieden verbunden. Das Falten von tausend Origami-Kranichen erfordert Geduld, Hingabe und meditative Konzentration und verleiht dem Brauch auch ein spirituelles Element. Heute werden Senbazuru, die für bestimmte Wünsche oder Anlässe hergestellt werden, oft als herzliches, bedeutungsvolles Geschenk überreicht.
Senbazuru Tausend Kraniche
Wie man einen Origami-Kranich faltet - Schritt für Schritt
Das Falten eines Origami-Kranichs mag zunächst abschreckend wirken, aber mit etwas Übung ist es für Menschen jeden Alters zu meistern. Die grundlegenden Schritte sind:
- Beginne mit einem quadratischen Origamipapier mit der farbigen Seite nach unten.
- Falten Sie das Blatt genau in der Hälfte vertikal, knicken Sie es und entfalten Sie es dann.
- Falten Sie das Blatt horizontal in der Hälfte, knicken Sie es und entfalten Sie es dann.
- Falten Sie das Blatt in der Hälfte diagonal in beide Richtungen, knicken Sie es und entfalten Sie es dann.
- Heben Sie die obere Kante bis zur mittleren Falte an, so dass ein kleines Dreieck entsteht. Glätten.
- Heben Sie die untere Spitze dieses Dreiecks bis zur oberen Spitze an und glätten Sie es, so dass ein Quadrat entsteht.
- Heben Sie die linke und rechte Spitze des Quadrats zur Mitte hin an und glätten Sie es.
- Heben Sie das obere Dreieck über die Mitte nach unten an und glätten Sie es. Drehen Sie es um. Wiederholen Sie die Faltungen 5-8 auf der anderen Seite.
- Heben Sie die oberste Lage auf der linken Seite an und ziehen Sie die obere Spitze nach unten, während Sie die Seite nach innen drücken. Glätten. Wiederholen Sie den Vorgang auf der rechten Seite. Wiederholen Sie den Vorgang auf der anderen Seite.
- Heben Sie die oberste Lage auf der linken Seite an und ziehen Sie die obere Spitze nach außen und unten. Falten und flachdrücken, um den Kopf zu formen. Wiederholen Sie den Vorgang auf der rechten Seite, um den Schwanz zu formen.
- Ziehe die Flügel auf beiden Seiten heraus, und dein Origami-Kranich ist fertig!
Die Geschichte von Sadako Sasaki und wie sie Senbazuru weltweit bekannt machte
Die Geschichte von Sadako Sasaki ist vielleicht das berühmteste Beispiel für Senbazuru. Sadako war ein junges Mädchen, das in Hiroshima lebte, als 1945 die Atombombe abgeworfen wurde. Obwohl sie die Explosion überlebte, wurde bei ihr im Alter von 11 Jahren Leukämie als Folge der Strahlenbelastung diagnostiziert. Während sie im Krankenhaus lag, erzählte Sadakos Freundin ihr von der Senbazuru-Legende. Sadako machte sich auf den Weg, um 1.000 Kraniche zu falten, in der Hoffnung, dass ihr Wunsch, gesund zu werden, erfüllt würde.
Einer populären Version ihrer Geschichte zufolge gelang es Sadako nur, 644 Kraniche zu falten, bevor sie zu schwach wurde und verstarb. Ihre Klassenkameraden falteten dann die restlichen 356 Kraniche, damit sie mit einem vollständigen Senbazuru beerdigt werden konnte. Sadakos Familie sagt jedoch, sie habe ihr Ziel übertroffen und rund 1 400 Kraniche gefaltet. Sadakos Geschichte verbreitete sich in Japan und auf der ganzen Welt und inspirierte viele andere dazu, in ihrem Gedenken Kraniche zu falten. Durch ihre Geschichte wurde der Origami-Kranich zu einem internationalen Symbol für Frieden und Hoffnung in schwierigen Zeiten. Im Friedenspark von Hiroshima steht eine Statue von Sadako, die einen goldenen Origami-Kranich hält, und jedes Jahr werden dort Tausende von Senbazuru angeboten.
Wo man in Japan beeindruckende Senbazuru sehen kann
In vielen Tempeln und Schreinen in ganz Japan sind Tausende von Origami-Kranichen zu sehen, die oft von der Decke drapiert sind oder besondere Strukturen schmücken. Das Hiroshima Peace Memorial Museum zeigt eine Dauerausstellung von Sadakos Kranichen und Senbazuru, die zu ihrem Gedenken gespendet wurden. Das ikonische Friedensdenkmal in Hiroshima ist mit bunten Ketten aus tausend Kranichen behängt - ein ergreifender Anblick.
In Nikkos berühmtem Toshogu-Schrein schmückt ein wunderschönes Origami-Kranich-Display den heiligen Stall. In Tokio stellt der Yasukuni-Schrein oft eine große Anzahl von Senbazuru aus. Tausend Kraniche sind auch an Gedenkstätten, Museen, in Einkaufszentren und an vielen anderen öffentlichen Plätzen im ganzen Land zu sehen, vor allem im August rund um die Jahrestage der Atombombenabwürfe und am Obon-Fest.
Die Nagasaki-Gedenkstätte wird von der Statue eines goldenen, gefalteten Kranichs gekrönt
Wie Menschen in aller Welt den Senbazuru-Brauch übernommen haben
Der Senbazuru-Brauch hat sich weltweit verbreitet. Menschen aller Nationalitäten falten tausend Kraniche aus den unterschiedlichsten Gründen - als Symbol der Unterstützung für Katastrophenopfer, als Aufruf zum Frieden, zur Unterstützung der Genesung eines Freundes oder Verwandten oder zum Gedenken an einen geliebten Menschen. Studenten falten Senbazuru häufig gemeinsam als Teambuilding- oder Fundraising-Projekt. Die zeitlose Symbolik der tausend Kraniche findet in allen Kulturen Anklang.
Senbazuru wurden japanischen Tempeln und Gedenkstätten von ausländischen Gratulanten als Geste der Freundschaft und Einheit geschenkt. Sie werden auch häufig für Krebspatienten in aller Welt gefaltet. Der meditative, hoffnungsvolle Akt, tausend Kraniche zu falten, hat vielen Menschen während ihrer gesundheitlichen Probleme Trost und Sinn gegeben. Nach dem Tsunami 2011 strömten Senbazuru aus der ganzen Welt in die betroffenen Gebiete, um ihre Solidarität zu zeigen. Die Menschen widmen das Falten von tausend Kranichen oft einem größeren Ziel: dem Weltfrieden.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten des Kranichmotivs in der japanischen Kunst und im Design
Neben Origami ist das Kranichmotiv auch in der japanischen Kunst und im Design allgegenwärtig. Kraniche zieren häufig Kimonostoffe, Keramiken, Lackwaren, Holzschnitte, Gemälde, Briefpapier und vieles mehr. Die charakteristische rote Krone des Vogels verleiht ihm einen auffälligen Farbakzent. Kraniche sind ein häufiges Motiv für Rollbilder und Tuschearbeiten. Sie sind auch ein beliebtes Symbol auf Familienwappen.
Stilisierte Kraniche können Alltagsgegenstände wie Essstäbchen, Teetassen und Handtücher zieren. Der Kranich ist ein beliebtes Emblem für Marken. Die Silhouette des Vogels ziert alles, von Sakeflaschen über Logos von Fluggesellschaften bis hin zu Schildern von Hochzeitssälen. In Kombination mit immergrünen Kiefern und der Innenarchitektur von Schreinen und Teehäusern weckt der Kranich sofort Assoziationen mit der ruhigen, traditionellen Schönheit Japans. Zusammen mit der Kirschblüte und der Chrysantheme ist der Kranich ein allgemein erkennbares Symbol der japanischen Kultur.