Bakeneko oder die Legende der Monsterkatze
In der reichen japanischen Folklore nimmt die Bakeneko, oder "Monsterkatze", einen besonderen Platz ein. Diese übernatürliche Kreatur fasziniert und ängstigt seit Jahrhunderten. Mit ihrer Mischung aus Mysterium, Aberglaube und magischen Kräften verkörpert die Bakeneko die Dualität der Katze, die gleichzeitig vertraut und schwer fassbar ist. Von den Straßen Edos bis zu den modernen Festivals in Tokio ist diese Legende noch immer ein fester Bestandteil der japanischen Kultur. Entdecken wir gemeinsam die Ursprünge, Eigenschaften und den Einfluss dieser fantastischen Katze in der japanischen Vorstellungswelt.
Herkunft und Eigenschaften des Bakeneko
Der Bakeneko, oder japanisch 化け猫, ist ein yōkai (Volksgeist) in Gestalt einer Katze mit übernatürlichen Kräften. Sein Ursprung geht auf die Edo-Zeit (1603-1868) zurück, eine Zeit, die durch die Entwicklung der Textilindustrie und der Seidenraupenzucht in Japan geprägt war. Die Katzen, die damals massenhaft eingesetzt wurden, um die Seidenraupen vor Nagetieren zu schützen, vermehrten sich in den Straßen und führten zu zahlreichen Legenden.
Um ein Bakeneko zu werden, muss eine Katze bestimmte Kriterien erfüllen: Sie muss mindestens 13 Jahre alt sein, mehr als 3,5 kg wiegen oder einen ungewöhnlich langen Schwanz haben. Letzteres Merkmal war der Grund für eine im 17. Jahrhundert verbreitete Praxis: Kätzchen wurde der Schwanz abgeschnitten, um ihre Verwandlung in einen yōkai zu verhindern. Der Bakeneko wird oft mit dem Nekomata verwechselt, einem anderen Katzen-Yōkai, dessen Schwanz sich in zwei Hälften teilt.
Körperlich kann der Bakeneko einer gewöhnlichen Katze ähneln, was ihn umso unheimlicher macht. Es ist in der Lage, sich auf die Hinterbeine zu stellen und eine menschliche Gestalt anzunehmen, meist die seines ehemaligen Besitzers. Diese Fähigkeit zur Metamorphose ist eines der emblematischsten Merkmale des Bakeneko.
Die übernatürlichen Kräfte des Bakeneko
Die Fähigkeiten, die dem Bakeneko zugeschrieben werden, sind ebenso vielfältig wie beeindruckend. Zu seinen gefürchtetsten Fähigkeiten gehören die Fähigkeit, die menschliche Sprache zu sprechen, sich zu verwandeln und sogar Tote wieder zum Leben zu erwecken. Letztere Fähigkeit hat zu dem Aberglauben geführt, dass man eine Katze niemals in die Nähe einer Leiche lassen sollte.
Dem Bakeneko wird auch nachgesagt, dass er Feuerbälle schleudern, Tote manipulieren und von Menschen Besitz ergreifen kann. In einigen Geschichten ist er in der Lage, Illusionen zu erzeugen und die Zeit zu kontrollieren. Eine besonders gruselige Legende besagt, dass der Bakeneko sogar so weit gehen kann, seinen Herrn zu verschlingen, um dessen Platz einzunehmen und den gesamten Haushalt zu kontrollieren.
Ein merkwürdiges Merkmal des Bakeneko ist seine Vorliebe für Lampenöl. Diese Eigenschaft ist zwar weniger übernatürlich, hat aber zum Misstrauen gegenüber Katzen beigetragen, da Lampenöl damals oft aus Fischfett hergestellt wurde.
Die verschiedenen Arten von Monsterkatzen in der japanischen Folklore
Der Bakeneko ist nicht die einzige übernatürliche Katze in der japanischen Folklore. Die Nekomata, die oft mit der Bakeneko verwechselt wird, ist eine Katze, deren Schwanz sich in zwei Teile geteilt hat. Sie wird allgemein als mächtiger und bösartiger als der Bakeneko angesehen. Den Legenden zufolge leben die Nekomata in den Bergen und können die Größe eines Löwen oder Leoparden erreichen.
Im Gegensatz zu diesen bösartigen Kreaturen steht die Maneki-neko, die berühmte "Katze, die das Glück ruft". Diese Glückskatze, die oft mit einer erhobenen Pfote dargestellt wird, gilt als wohlwollender Geist. Man findet sie häufig am Eingang von Geschäften, um Wohlstand anzuziehen.
Es gibt auch regionale Variationen von übernatürlichen Katzen. In einigen Regionen Japans spricht man beispielsweise von Katzen, die das Wetter kontrollieren oder Stürme heraufbeschwören können. Diese verschiedenen Inkarnationen zeigen den Reichtum und die Vielfalt der japanischen Katzenfolklore.
Berühmte Legenden um die Bakeneko
Es gibt mehrere berühmte Legenden, die sich mit dem Bakeneko beschäftigen. Eine der bekanntesten ist die Geschichte von Takasu Genbei, dessen Mutter nach dem Verschwinden ihrer Katze ihr Verhalten schlagartig änderte. Eines Tages ertappte Takasu im Schlafzimmer seiner Mutter eine monströse, katzenähnliche Gestalt, die die Kleidung seiner Mutter trug und einen Kadaver verschlang. Erschrocken tötete er die Kreatur, die daraufhin wieder das Aussehen der verschwundenen Katze annahm.
Eine andere Legende erzählt die Geschichte von O Toyo, der Favoritin des Prinzen Nabeshima, die in Wirklichkeit durch einen Bakeneko ersetzt wurde. Die Vampirkatze nahm die Gestalt der jungen Frau an, um sich jede Nacht vom Blut des Prinzen zu ernähren, wodurch dieser schwer krank wurde. Nur dank der Wachsamkeit einer Wache wurde der Schwindel aufgedeckt und der Bakeneko besiegt.
Diese Geschichten, die mündlich überliefert und später in Sammlungen wie "Yamato Kaiiki" (Geheimnisvolle Geschichten aus Japan) festgehalten wurden, haben dazu beigetragen, die Figur des Bakeneko tief in der japanischen Vorstellungswelt zu verankern.
Der Einfluss des Bakeneko in der japanischen Populärkultur
Der Bakeneko hat einen bleibenden Eindruck in der japanischen Populärkultur hinterlassen und Literatur, Filme, Mangas und Videospiele beeinflusst. In vielen zeitgenössischen Werken finden sich Anspielungen auf das Bakeneko.
Im Bereich der Animation hat das berühmte Studio Ghibli dem Bakeneko mit der Figur des Katzenbusses in dem Film "Mein Nachbar Totoro" Tribut gezollt. Diese Figur, die sowohl Katze als auch Fahrzeug ist, verkörpert perfekt den fantastischen Geist des Bakeneko.
Auch in Mangas und Animes wird häufig auf diese Kreatur Bezug genommen. In "Soul Eater" zum Beispiel ist die Figur Blair eine Katzenhexe mit ähnlichen Kräften wie der Bakeneko. In "One Punch Man" ist die Figur Miaou direkt von den Legenden des Bakeneko inspiriert.
Der Einfluss des Bakeneko erstreckt sich auch auf Videospiele. In der "Pokémon"-Reihe sind einige Kreaturen wie Mentali von den Legenden über übernatürliche Katzen inspiriert. Auch in "Final Fantasy" finden sich katzenartige Charaktere mit magischen Kräften, die an Bakeneko erinnern.
Das Bakeneko Matsuri: ein Fest zu Ehren der Monsterkatze
Trotz ihres furchterregenden Charakters wird die Bakeneko heute auf einem jährlichen Festival in Tokio gefeiert. Das Bakeneko Matsuri, das seit 2010 im Stadtteil Kagurazaka veranstaltet wird, ist eine wahre Ode an die Monsterkatze. Das Festival, das jedes Jahr Mitte Oktober stattfindet, fällt mit Halloween zusammen, was der fantastischen Atmosphäre der Veranstaltung eine zusätzliche Dimension verleiht.
Der Höhepunkt des Festivals ist eine große Parade, bei der die Teilnehmer als Katzen verkleidet durch die Straßen ziehen. Die Kostüme reichen von einfachen Katzenaccessoires bis hin zu aufwendigen Darstellungen von Bakeneko und anderen übernatürlichen Katzen. Auf die Parade folgt der "Anya Odori" oder "Nya-Tanz", bei dem die als Katzen verkleideten Bewohner des Viertels zu den Klängen von ebenfalls kostümierten Musikern tanzen.
Das Festival bietet auch zahlreiche Aktivitäten rund um das Thema Katze: Essens- und Getränkestände mit Katzenmotiven, Schminkworkshops, Verleih von Kimonos mit Katzenmotiven. Hier haben die Besucher die Gelegenheit, in die fantastische Welt der Bakeneko einzutauchen und diese Symbolfigur der japanischen Folklore zu feiern.
Für Liebhaber der japanischen Kultur und Katzenfans ist das Bakeneko Matsuri ein Ereignis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Es bietet ein einzigartiges Erlebnis, das folkloristische Traditionen und moderne Feierlichkeiten miteinander verbindet. Besucher können in einigen Geschäften in der Umgebung sogar Rabatte erhalten, wenn sie ein Glöckchen tragen, das den Glöckchen ähnelt, die Katzen an ihren Halsbändern tragen.
Egal, ob Sie sich als Erwachsener dafür interessieren, Halloween in Tokio zu feiern, oder ob Sie Halloween in Tokio mit Kindern feiern möchten, das Bakeneko Matsuri bietet ein einzigartiges Erlebnis, das Jung und Alt begeistern wird.